5.1 - Schere, Stein, Papier - Part 1
Der alte Yagi holte sein Gewehr aus dem Schrank. Ein hochwertiges Winchester 22. Er zielte kurz und jagte zwei Patronen zwischen die Beine seines jüngsten Sohnes. Er
traf genau.
Kou sank lautlos zu Boden.
"Schwul?", schrie sein Vater, während er in aller Ruhe sein Gewehr nachlud. "In meinem Haus wird es keine Schwuchteln geben!"
"Du hast sowas von Recht, Großvater!" Billy, der in seinem Rollstuhl neben ihm saß, rieb sich zufrieden die Hände und zeichnete danach viele "Pimmel" auf farbige
Klebezettel. Unter jedem "Pimmel" stand der Name seines Vaters. Er fuhr zu Kou, der immer noch am Boden lag, und klebte ihm einen davon auf die Stirn.
Plötzlich fingen die Wände an zu wackeln.
Überaus schwere Schritte erklangen aus der Halle. Der Marmorboden zerbrach unter jedem dieser Schritte. Fensterscheiben zersprangen. Kristallleuchter landeten mit großem
Krach auf dem Boden. Männer schrien vor Angst und Kinder suchten verzweifelt Schutz unter den Röcken ihrer Mütter. Panik breitete sich aus. Denn ER war im Anmarsch.
Der furchtlose Kämpfer, vor dem jeder erzitterte.
Er, dessen Name nicht erwähnt werden durfte, kam, um sich zu rächen...
Und er trampelte alles und jeden tot, nahm seinen beinahe-kastrierten-Geliebten auf die Schulter und trug ihn zu seinem Unterschlupf, wo Kou sich binnen weniger Minuten in einem Tokeball regenerierte und sie lebten für alle Zeiten glücklich und friedlich miteinander. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann... sind sie nicht gestorben und leben und vögeln noch heute.
"Deine Träume haben wirklich einen Knall", sagte Kou, während er Tedd das Blutdruckmessgerät abnahm. Er notierte sich Tedds aktuelle Werte in sein Heft und küsste Tedd auf die
Stirn. Das machte er jedes Mal, wenn Tedds Herz hervorragende Werte ablieferte, also bestand wohl kein Grund, sich Sorgen zu machen.. auch wenn Tedd der festen Meinung war, dass er nach solch
einem schrecklichen Albtraum reif für das Krankenhaus war.
"Das Ende habe ich mir ja jetzt zugedichtet, um mich selbst zu beruhigen", antwortete Tedd und legte sich zurück aufs Bett. "Ich bin bei der Stelle aufgewacht, bei der
dein Sohn dir den Pimmel-Zettel auf die Stirn geklebt hat."
Kou seufzte empört. "Ich muss sagen, Billy ist schon unverschämt, aber sowas würde ich ihm nun wirklich nicht zutrauen." Er ließ sich nicht anmerken, dass er in Wahrheit
vor Lachen verging. Pimmel-Zettel!! Wie um alles in der Welt kann man von Pimmel-Zetteln träumen??
"Ich schon", maulte Tedd bedrückt.
Kou streichelte seine Wange. "Wie gut, dass es diesen Terminator-Godzilla gibt. Auf ihn kann man sich verlassen." Er sah, wie Tedds Augen aufleuchteten. "Wieso hat er
eigentlich keinen Namen?"
"Weil sein Name dich zu Stein erstarren lässt!" Tedd machte eine theatralische Handbewegung und Kou musste sich erneut heimlich kneifen, um nicht in Gelächter auszubrechen.
"Ich liebe den namenlosen Rächer", sagte er, ganz nah an Tedds Lippen. "Aber wie soll ich ihn nennen? Welchen Namen soll ich in sein Ohr flüstern, wenn ich ihn küssen
möchte?"
Tedds Körper spannte sich vor Erregung. "Eure hochwürdigste Exzellenz reicht völlig. Er wird schon wissen, dass er damit gemeint ist."
"So so.."
Seine hochwürdigste Exzellenz bekam einen Kuss, der seiner durchaus würdig war. Es musste so gewesen sein, denn er ließ seinen untergebenen Diener weder köpfen,
noch auspeitschen. Stattdessen umarmte er ihn fest, dankbar, dass es ihn gab, in diesem Moment und auch an allen anderen Tagen, an denen die Sonne aufging.
Es war sechs Uhr morgens, der erste Tag nach ihrer Anreise im Yagi-Anwesen. Kou hatte vorsichtig das große Gästezimmer betreten, in dem Tedd untergebracht wurde, nachdem
er von ihm eine kurze SMS bekommen hatte: ";__;" .
"Ich kann ohne dich nicht schlafen", schluchzte Tedd müde. "Und wenn ich die Augen zumache, habe ich nur Albträume!"
Tedd war es anzusehen, dass er die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan hatte. Kou, fast krank vor Schuldgefühlen, behielt wie immer für sich, dass es ihm ähnlich erging,
und versuchte, Tedd zu beruhigen, indem er ihn gebeten hatte, ihm seine Albträume zu schildern. Heraus kam eine Mischung aus verschiedenen Horrorfilmen mit überaus poetischen Actionsequenzen, mit
einer banalen Story, wie Kou meinte, denn in jedem der Albträume, die Tedd geplagt hatten, wurde Kou von seinem Vater auf verschiedene Arten und Weisen verstümmelt, nachdem er ihm gebeichtet
hatte, dass er Tedd Jigsaw liebte. Kou fing langsam an, sich Sorgen zu machen. In Tedds früheren Albträumen wurde er lediglich von seinem eigenen Vater nur entführt und nach Japan oder auf eine
einsame Insel verschleppt. Demnächst würde er sicher auch noch gefoltert werden..
"Rutsch mal ein bisschen, ja?" Nachdem er von seiner müden hochwürdigsten Exzellenz ausgiebig geküsst worden war (und das Gästezimmer abgeschlossen hatte), legte Kou
sich zu Tedd ins Bett und drückte ihn fest an sich. Tedd konnte seine Überraschung nicht verbergen, was seine Freude über ein paar gemeinsame Minuten mit Kou keinesfalls gestört hatte.
In Kous Armen schlief er binnen Sekunden ein.
Es war unglaublich, dass Kous Körper so etwas mit ihm anstellen konnte. Dieser Gedanke war es, der ihn in den Schlaf wog. Der Gedanke.. und Kous Kuss, den er anschließend auf
die Stirn bekam.. der beruhigende, warme Beweis, dass er da war.. dass er kein Traum war, den Tedd sich zu sich geholt hatte, um sich seine Nähe einzureden. Es gab kein gefährlicheres Territorium
für sie, um entdeckt zu werden, als das Haus von Kous Eltern und ohne Kous Eigeninitiative, sich zu Tedd zu bekennen, glich die Enthüllung ihrer Beziehung fast dem Tod..
Und doch schlief Tedd an diesem Morgen so ruhig und tief, als wäre er mit Kou auf einer einsamen Insel, weit weg von der Zivilisation..
Seltsamerweise träumte er auch noch davon.. .__."
Irgendwann wachte er dennoch auf, weil er sich beobachtet fühlte.
Das kleine Mädchen mit dem leichten Hauch von Violett in den Augen stand schüchtern neben seinem Bett und drückte ihre Stoffpuppe an sich. Sie schien ihn neugierig
gemustert zu haben, aber sobald Tedd die Augen geöffnet hatte und sie ansah, geriet sie in Panik und verschwand lautlos aus dem Zimmer.
Tedd warf einen verschlafenen Blick auf die Stelle neben ihm. Kou war nicht mehr im Bett, was einen Sinn ergab, da die Tür zum Zimmer offen stand. Im ersten Moment wurde
Tedd sauer auf Kou, dass er ihn im Bett allein gelassen hatte, aber der anschließende Blick auf die Uhr ließ ihn aus dem Bett springen. Es war bereits nach zwölf Uhr! Verflucht nochmal, er hatte
sechs Stunden lang geschlafen!! (Wohlgemerkt: Ohne von einem einzigen Albtraum gestört worden zu sein) Was die alle wohl von ihm denken werden? Dabei wollte er sich vor allem Billy im
besten Licht zeigen!!
Er sprintete ins Bad, um sich schnell zu waschen und die Zähne zu putzen, stolperte dabei über 2 Sitzhocker in seinem Zimmer und brach sich in der Hektik beinahe das
Genick, als er auch noch auf den glitschigen Marmorfliesen im Bad ausrutschte. Jawohl: schwul, Ex-Stricher, narbengezeichnet, vorbestraft und auch noch ein Krüppel.. Er würde sicher der
Lieblingsschwiegersohn des alten Yagi. Bei dem Gedanken musste er lachen. Für Kous Vater wäre er natürlich der einzige Schwiegersohn ever..
Sofern Kou ihn überhaupt jemals heiraten würde...
Während er sich später auf dem Bett anzog, sah er sich sein Zimmer an. Gestern war er zu fertig, um seinen neuen Räumlichkeiten überhaupt so etwas wie Aufmerksamkeit zu
schenken. Zuerst musste er sich Kous verrücktem Sohn stellen, dann seine.. äh.. Norios Tochter (sofern sie das wirklich war) kennenlernen, und nach dieser großen, fröhlichen Begrüßung musste er
auch noch einen ganzen Abend in Ayakas Gesellschaft über sich ergehen lassen, und dabei bei jedem theatralischen Versuch Ayakas, mit ihrem "geliebten Ehemann" auf übertriebene Art und Weise zu
kommunizieren, entweder die Zähne zusammenbeißen oder innerlich grinsen. Mehr oder weniger Ersteres…
Das Gästezimmer, welches er zur freien Verfügung bekam, war ungefähr so groß wie sein Penthouse. Es war im alten Stil eingerichtet; dunkle, elegante Möbel aus Mahagoni
dominierten den Raum, die Wände waren mit etlichen Ölbildern dekoriert, ein großes Himmelbett stand in einem abgetrennten Schlafbereich, von dem eine große Glastür zu einer noch größeren Terrasse
führte, von der aus man auf den unendlichen Garten blicken konnte, der sich an der Rückseite dieses Palastes befand und derzeit mit einer weißen Schneedecke bedeckt war. Zudem gab es auch einen
Kamin im Raum, der Tedd unfreiwillig an Norio erinnerte, an seine Villa und an all die Abende, die er zusammen mit ihm dort verbracht hatte.. Komisch. Das hier war bereits die zweite
Weihnachtszeit in Folge, die er im Haus eines Yagis verbringen sollte.
"Hey, du Schwanzlutscher!", erklang plötzlich in der Tür und Tedd fuhr mit einem unangenehmen Gefühl in der Brust zusammen. Das Letzte, was er so kurz nach dem Aufwachen sehen
wollte, war Kous Sohn.
Aber in der Tür stand der Junge, der laut Ayaka und Kou Billys Spielkamerad war. Tedd hatte ihn seit der Begegnung im Flur gestern nicht mehr gesehen und konnte sich auch
nicht an seinen Namen erinnern, also näherte er sich ihm nur sehr vorsichtig. Der Junge war dürr, hatte schwarze Haare und graue Augen. Ein Japaner. Er hatte durchaus interessante Gesichtszüge,
aber seine grauen Augen waren zu leblos, wodurch sein Gesicht einen gelangweilten - oder desinteressierten - Eindruck vermittelte. Er war auch noch ganz in schwarz angezogen, und Tedd musste in
einem Augenblick an "The Grudge" (oder "Der Fluch") denken, einen bekannten Horrorfilm, in dem der Geist eines japanischen Kindes spukte.
Im Nachhinein fiel Tedd ein, dass der Junge ihn nicht mit einer bösartigen Stimme angesprochen hatte, obgleich das Schimpfwort an sich bösartig genug war. Der Junge
schien gemerkt zu haben, dass Tedd über ihn grübelte und sagte: "Du sollst deinen verfickten Arsch nach unten schwingen. Alle warten mit dem Mittagessen auf dich, und die andere Schwuchtel will
ohne dich nicht anfangen." Er sagte es in dem gleichen gelangweilten Ton wie den Satz davor.
Tedd musste schlucken.
"Reicht es nicht, dass Billy so eine Wortwahl benutzt?", weinte Tedd und tief im Inneren wollte er sofort nach Hause fliehen. "Wieso musst du uns auch so nennen?"
"Wie denn?" Das Gesicht des Jungen sah stark danach aus, als würde es in den nächsten Sekunden einer Gähnattacke trotzen müssen. "Schwuchtel..?"
"Ja", schluchzte Tedd.
".. Schwanzlutscher..?"
"Jaa."
".. mit einem verfickten Arsch..?"
"Jaaaa!"
".. notgeiler Wichser..?"
"Jaa ---- Moment, das hast du nicht gesagt!" Tedds Geschluchze hörte augenblicklich auf.
Der Junge hob eine Augenbraue und sein Mundwinkel zuckte kurz. "Schwuchtel. Schwuchtel. Schwuchtel... Schwanz-"
"Schon klar, ich hab's kapiert!" Tedd fiel ihm genervt ins Wort. "Wie oft willst du das wiederholen??"
"Bis du dich daran gewöhnst", antwortete der Junge und drehte sich zur Tür um.
"Wieso sollte ich mich daran gewöhnen???"
"Es wird dir nichts anderes übrig bleiben", sagte der Junge. "Nicht, wenn du in Billys Nähe überleben willst."
Tedd starrte das Kind mit weit geöffneten Augen an. Dieser Junge.. versuchte, ihm zu helfen!
Der Junge schien wieder seine Gedanken zu lesen. Er spähte aus dem Zimmer, um sich zu vergewissern, dass sich niemand auf dem Flur befand, insbesondere kein kleines
Mädchen mit einer Stoffpuppe, und drehte sich noch einmal zu Tedd um. "Ich kenne Billy durch und durch. Er wird versuchen, dich kaputt zu machen.. dich kaputt zu schimpfen.. dich ohne Grund
angreifen.. nur, um dir seine Abscheu zu demonstrieren. Er ist der kleine König hier im Haus. Ich sage König. Nicht Prinz, wenn du verstehst. Er wird dir zeigen wollen, wie groß seine Macht ist..
nur damit du merkst, wie klein du im Vergleich zu ihm bist.. Die einzige.. die beste Verteidigung gegen ihn ist ein taubes Ohr.." Der Junge machte eine Pause, während der Tedd klar wurde, dass
dieses Kind ganz genau wusste, was IHM noch bevorstand, schlimmer noch: Dieser Junge musste Billys Launen wahrscheinlich jeden Tag ertragen. "Je öfter du das Wort Nichtsnutz oder in deinem Falle
Schwuchtel oder Wichser hörst, desto mehr verliert es an Bedeutung", grinste der Junge noch traurig, bevor er das Zimmer verließ. "Irgendwann nimmst du es überhaupt nicht mehr wahr.."
Tedd holte ihn auf dem Flur ein. "Wie heißt du?"
"Hiro", sagte er. "Wir sind uns gestern schon begegnet."
"Ich weiß", meinte Tedd beschämt. "Ich hab's nicht so mit Namen, weißt du?"
"Schon gut." Der Junge beschleunigte seine Schritte. "Man muss sich die Namen der Diener im Haus nicht merken."
Tedd überhörte das. Er hatte den Worten des Jungen längst entnommen, dass seine Position in diesem Haus nicht "Billys Spielkamerad", sondern vielmehr "Diener für Billy"
war. "Nein, wirklich! Ich habe über 6 Wochen gebraucht, bis ich Kou mit seinem Vornamen angesprochen hab.. weil ich ihn mir nicht gemerkt habe." Tedd musste bei der Erinnerung lachen, auch wenn
es nur die halbe Wahrheit war.. Als Kou ihn letztes Jahr durch den verflixten Vertrag dazu gezwungen hatte, bei ihm im Japanviertel zu wohnen, hatte Tedd sich damals aus Sturheit wochenlang
geweigert, Kou bei seinem Namen zu nennen.
"Hero also.. dann bist du ja ein kleiner Held, wenn du alles durchstehst, was Billy dir antut. Respekt! Ich weiß, wie du dich fühlen musst." Tedd klopfte dem Jungen
freundlich auf die Schulter und lächelte, als Hiro überrascht zu ihm aufschaute. "Wie der Vater, so der Sohn! Kou war am Anfang auch sehr gemein zu mir.. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was
er mir einst für Verbote aufgezwungen hat!"
Hiros Augen wurden kalt und er schob Tedds Hand von seiner Schulter. "Kou ist der beste Mensch, den ich kenne! Er hat mich aus dem Waisenhaus rausgeholt!
Er ließ Tedd fassungslos im Flur stehen und eilte davon.
Als Tedd ein paar Minuten später den großen Speisesaal betrat, saßen tatsächlich schon alle am fertig gedeckten Tisch. Auch Hiro war schon da; er saß neben Billy,
und beide starrten verärgert in die leeren Teller vor sich. Neben Billy saß die kleine Miki, die gerade dabei war, ihrer Stoffpuppe die Haare glatt zu streichen. Ihnen gegenüber saßen Ayaka und
Kou. Sie unterhielten sich leise, wobei Tedd kurz darauf merkte, dass nur Ayaka sprach; Kou saß leise neben ihr und nippte an seinem Glas Wasser.
Kou war der Einzige, der ihn kommen sah und ihn sanft anlächelte, während seine Augen ihn zu Tisch baten. Tedd zögerte etwas. Dieses Bild einer Familienidylle hatte eine
seltsame Wirkung auf ihn. Er fühlte sich wie ein Störenfried und dieses Gefühl wurde noch stärker, als er sich neben Kou setzte, und niemand auf sein "Hallo" reagierte. Nur Billy brummte
"Endlich!" und legte ein Stück Weißbrot auf Mikis Teller, sobald Tedd sich hingesetzt hatte.
Miki griff sofort nach dem Brot und versuchte, es am Stück in ihren kleinen Mund zu bekommen, was ihr nicht gelingen wollte. Sie runzelte die Stirn und stülpte die
Unterlippe nach außen, danach begann sie, an der harten Kruste zu lutschen, um sie weichzumachen.
Als hätte er Norio vor sich.. Tedd konnte den Blick nicht von dem kleinen Mädchen abwenden. Norio machte eine ähnliche "Gesichtsgrimasse", wenn er hochkonzentriert war, oder
intensiv über etwas nachdenken musste; Tedd hatte das oft genug bei ihm beobachtet und sich heimlich deswegen schlappgelacht. (Es war ihm natürlich nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen,
Norio, der sich dessen nicht bewusst war, was sich in solchen Momenten in seinem Gesicht abgespielt hatte, über diese "interessante" Mimik zu informieren..) Als Miki auch noch den Mund in die
rechte Seite verzog, nachdem die Kruste nachgegeben hatte (diese Miene galt bei Norio als ein Siegeszeichen), war Tedd sich vollkommen sicher, dass Kou ihn bezüglich Mikis nicht angelogen
hatte.
Während des Essens, welches überaus still verlief, nutzte Tedd jede Minute, in der man ihn nicht beachtete, und musterte das seltsame Trio, das ihm gegenübersaß. Kous Sohn,
der seinen Vater verachtete; Kous Tochter, die in Wahrheit die Tochter seines Bruders war; und Kous Schützling, den er (angeblich) aus einem Waisenhaus herausgeholt hatte, um ihm ein besseres
Leben zu ermöglichen.. Drei Kinder, die ihn anschwiegen.. und ab und zu einen kurzen Blick auf ihn warfen, der nichts Gutes bedeutete. Drei Kinder, deren Herzen er erobern müsste, um zu dieser..
beinahe schon Patchwork-Familie gehören zu können.
Keiner sprach mit jemandem ein Wort, auch wenn Kou ihn am Anfang gefragt hatte, ob er gut geschlafen habe. Ja, hatte er.. Nachdem Kou ihn in seine Arme genommen hatte,
konnte er das wirklich.. Warum hast du mich nicht schon zum Frühstück geweckt, du Blödmann??, wollte Tedd schreien, aber Kous besorgte Augen lieferten ihm die Antwort, die er insgeheim
ohnehin kannte.. Er brauchte seinen Schlaf; und Kou würde niemals jemandem erlauben, ihn zu stören.. Die Entschuldigung (die gleichzeitig eine Tatsache war), Tedd sei krank und solle sich über
die Feiertage hier im Haus erholen, rechtfertigte schließlich Tedds Abwesenheit beim Frühstück.. Trotzdem.. das war nicht das, was Tedd wollte.. Er war nicht hierher gekommen, um sich als
Außenseiter zu präsentieren..
Heimlich ballte er beim Essen die Fäuste unter dem Tisch, um eine Träne zu unterdrücken, die sich ihm wohl oder übel ins Auge drängte, als er sich an Hiros Worte von vorhin
erinnerte.. Schon wieder würde er um Anerkennung kämpfen müssen.. um zu einer Familie gehören zu können.. In Wahrheit hatte er das satt.. und er hatte sein einstiges Dasein als
Immer-wieder-Single sehr genossen.. Unabhängig.. ungebunden.. frei, zu tun, was immer ihm beliebte.. frei, was seine Gedanken betraf.. frei in jeglicher Hinsicht! Leute standen Schlange bei ihm,
hatten um SEINE Gunst gekämpft, interessierten sich für SEINE Meinung, baten um SEINE Aufmerksamkeit..
Ein kleiner Seufzer entglitt seinen Lippen.. Er war fast unhörbar und doch laut genug, um Kou, der neben ihm saß, dazu zu bewegen, ihn mit fragenden Augen anzuschauen.
Wie immer schien Kou sofort zu bemerken, was Tedd quälte. Heimlich berührte er Tedds Hand unter dem Tisch und drückte sie fest. Und Tedd musste diese Hand anschauen.. Die Hand, die ihn
ursprünglich vor all dem hier bewahren wollte.. die NEIN sagte, um ihm diese innere Zerrissenheit zu ersparen.. die Hand, die letztendlich die Seine nahm, um mit ihm diesen Weg gemeinsam zu
gehen.. Diese Hand konnte schwere Ohrfeigen erteilen (wörtlich gemeint) und dennoch war jede dieser Ohrfeigen wie ein Gedicht, dessen wahre Bedeutung man erst erkennen konnte, wenn man es zu Ende
gelesen hatte.. Diese Hand streichelte am frühen Morgen seine Haare.. er konnte die Wärme, die sie ausstrahlte, immer noch spüren.. Sie war so sanft und gab ihm dennoch so viel Kraft.. und
er wollte sie in diesem Augenblick küssen, egal wieviele Augen ihn gerade anstarrten.. Trotz allem zitterte Kous Hand ein wenig.. nur ein bisschen.. und das hatte gereicht, um Tedd daran zu
erinnern, dass egal wie stark und sanft diese Hand war.. sie SEINE Kraft brauchte, um das unangenehme Zittern für alle Zeiten loszuwerden.
Egal wie frei Tedd im ganzen Ausmaß seiner Existenz auch sein wollte.. (oder es als Single sein könnte).. es war nicht mehr möglich.. Seine Freiheit, seine Denkweise, war
längst mit Kous verflochten.. es waren keine individuellen Entscheidungen mehr möglich, Kous gestrige Rückkehr nach Hause, zu Tedd, hatte es mehr als deutlich gezeigt. Kou brauchte jetzt
Tedds Hand und genau das machte TEDD stark.
Er würde das durchstehen. Ganz bestimmt. Ganz egal, was geschehen sollte.. ganz egal, wie gehässig Billy, oder sonst wer mit ihm reden würde.. egal, ob er von allen
Seiten ignoriert werden würde..
Er hatte Mona überlebt. Und Carim.
Alles andere könnte nur ein Kinderspiel werden.
"Nun", meldete Billy sich plötzlich zu Wort, nachdem Miki, die als Erste mit ihrem Essen fertig war, aus dem Raum verschwunden war, um T.J. zu suchen. "Soweit ich weiß,
bist du ein hervorragender Schwimmer, Tedd Jigsaw.. Wir haben hier einen großen Pool. Du kannst zeigen, was du drauf hast.. Ich möchte unbedingt die Narben auf deinem Rücken sehen."
Schere, Stein, Papier Part 2 <- click!!!
BluePinkMuffin (Dienstag, 10 April 2012 00:16)
Erst einmal: Kein Stress! Kurier dich aus und pass auch auf deinen Hasen auf. Wir sind dir niemals böse oder so was in der Art. Mach deine Arbeit. Bleib gesund. Wir sind immer gerne für dich da und warten auch auf neue Kapitel. :)
Zu Part 5.1
Armer Teddy *schnief*. Aber er wird das schaffen. Er wird das durchstehen und auch Kou helfen das durchzustehen. Miki ist so was von süß! Diese Gesichtsakrobatik ^_^
Billy kann ich immer noch nicht leiden - aber Hiro dafür irgendwie schon mehr. Bin gespannt wie es mit den beiden weiter geht.
*dicker Knuddelüberfall*
Muffin
Feinenina (Dienstag, 10 April 2012 00:25)
Zofia, meine liebe, ich vergöttere dich, aber... das war viel zu kurz!!!! Du schaffst es doch immer wieder deinen leser nach den ersten paar sätzen zu fesseln und so in die story hineinzuziehen, dass man einfach nicht anders kann als mit herz und nieren mitzufiebern, respekt!!!
Angelheard (Dienstag, 10 April 2012 00:30)
Dieser Part geht einem wieder einmal so richtig an Herz.
Ich finde es einfach zu niedlich, wie Hiro versucht Tedd auf das bevorstehende vorzubereiten.
Ich wünsche dir und deinem Häschen gute Besserung.
sei ganz lieb geknuddelt
Miharu (Dienstag, 10 April 2012 12:51)
Huhu meine Liebe!
Zu erst mal vorweg: Keinen Streß und bleib gaaaaaanz ruhig! Wir sind bei Dir! ;) Mach es so wie Du es am Betsne koordiniert bekommst. ;)
Der neue Teil des Kapitels ist supi! Also mal davon abgesehen, daß ich Billy gerne in den Pool tauchen würde... Was geht blos in diesem Kind vor? Das Kinder grausam sein können, weiß ich ja. Aber der Kleine hat NULL Taktgefühl... Man man man... Und das nur weil ihn sein Vater in seinen Augen im Stich gelassen hat? Hallo? Unfälle passieren eben. Daran muss nicht immer wer Schuld haben. Aber es ist eben einfacher einem anderen die Schuld zu geben, als an sich selbst zu arbeiten. :)
Ich bin gespannt, wie es weiter geht und ob Teddy die Kraft hat zu kämpfen. Die Kraft für sich UND Kou!
sophieadams (Dienstag, 10 April 2012 21:16)
Ach wie schön! Es geht weiter und mein Kou ist fürsorgetechnisch wieder voll in seinem Element :)
Einfach süß ...
Ich bin ja schon so gespannt, wie Kou und Tedd die nächsten Tage im Hause Yagi gemeinsam durchstehen. Ach, das wird spannend.
Und auf mehr von Hiro bin ich jetzt auch schon sehr gespannt. Wobei ich den Kleinen von "The Grudge" wirklich sehr gruselig fand - ich versuche da jetzt nicht näher drüber nachzudenken, wobei, eigentlich war er ja gar nicht böse :)
Und was die neuen Regeln angeht, so schließe ich mich Muffin und Miharu an. Mach dir keinen Stress! Wir freuen uns doch alle, dass es weitergeht. Und keiner läuft weg, egal wie lange es dauert. Und selbst wenn es fünf Kapitel auf einmal wären, würden wir trotzdem noch nach mehr schreien ;) Also mach dir deswegen keine Gedanken.
Hiji (Dienstag, 10 April 2012 22:47)
Ein sehr emotionaler Part, wie ich sagen muss. Kommt super rüber, nun auch ein wenig düster, aber eben durch diese Wärme von Kou und Teddy passt es auch~ <3
Und der Arme nun mit dem Schwimmen und so D: *Teddys Rücken streichel* Das müsste er sich nicht geben ...
Aber Liebe an Kou! Er ist so ein guter Mann geworden bzw. war er es ja schon immer, aber hrrrrrr~
(Er erinnert mich so an Babe, dass glaubst du nicht . 3. Deswegen fühle ich vllt auch etwas stärker nun mit den Beiden mit...)
GENIS (Montag, 16 April 2012 01:37)
mach dir bloß keinen streß süße maus
du bist wichtiger als ein paar seiten *knuddel*
wir freuen uns über alles auch wenn es läner dauert
das macht gaaarnicht
hauptsache dir geht es gut^^
und mal erlich
wenn man sowas cooles und süßes und tolles zu lesen bekommt
da lohnt sich das warten doch eh^^
und ich mag hiro^^
der junge ist irgendwie süß^^
*DEINE hand Drück damit du etwas von Meiner kraft bekommst*
*lieb hab*
Emma Rosa (Montag, 16 April 2012 15:21)
BANZAIIIIIII !
Mach weiter so Zofii ^^
und HAKUNA MATATA!!!
Vampireschmusekätzchen (Samstag, 28 April 2012 22:42)
mach dir nur keinen stress, wir deine wahren fans können warten, umso spannender ist es, es ist zwar auh schade, weil ich gerne weiter gelesen hätte, aber arbeit geht vor. ih hoffe, du und dein hase werdet schnell wieder gesund, der erste part von der 5. reihe ist schon mega klasse, freue mich schn auf die nächsten, schaue immer mal wieder rein, vieleiht habe ich ja dann glück und der nächste ist bereits drin.
Gela (Sonntag, 29 April 2012 14:47)
Hallo Liebes,
ganz zu erst... viel zu kurz! *lach*
zu zweits^^... wie nur so ganz nebenbei 'Norio'??? (wo ist Ben?) *böseZofia* XD
"Und wenn sie nicht gestorben sind...sind sie nicht gestorben und leben und vögeln noch heute." *lol* ...das wird eindeutig eins meiner absoluten Lieblingszitate!!!! *hehe*
Billy, oh man... ich weiß ja das er eine furchtbare Mutter hat, "behindert" ist, Kou auch zu wenig da ist und das er ein kleines Mis...äh Kind ist, aber dem würde ich doch mal zu gern den Hosenboden lang ziehen... aber richtig... "Kinder können grausam sein..." richtig aber dieser 'was-auch-immer' ist ja ein richtiges Aas...
Hiro find ich ja niedlich (auch mit Kou-Komplex^^)... hoffe der kommt noch öfters vor und wird sich gegen das Biest iwann mal behaupten können...vllt mit Teddys Hilfe?
Teddy... jeujeu, das wird garantiert traurig... aber wie ich Teddy kenne, schafft er das!!!
Wie schon mal iwo vermerkt: Ich will ein Happy End... auch wenn es mit Kou sein muss XD ... Apropos HE, NxB nicht vergessen!!!^^
*knuddelundwuddeldich*
Gela
PS Kein Stress und werd schnell wieder gesund!!! *ichdrückdich*